So standen wir also eine Weile da und an einem andren Tag wäre auch nichts spannendes mehr geschehen, doch plötzlich flüsterte man mir ein "Rate mal wer heute da ist..." zu. Der Weihnachtsmann? war mein erster Gedanke bis mir einfiel das wir Juni haben. Gut, wettertechnisch könnten wir auch im Spätherbst sein.
"Brötchen!" rief es plötzlich unmittelbar hinter mir.
Und bevor mir klar wurde wer da eigentlich stand wurde ich auch schon umarmt.
"Mensch, Auswanderer-Freundin! Das ist ja ewig her..."
"Verdammt,verdammt, verdammt! Kommt schon Leute!" versuchte ich mich als Motivatorin. - Eine Tätigkeit für die ich genauso gut geeignet war wie ein Stein. Andererseits würden wir gleich Volleyball spielen. Auch das konnte ich so gut wie ein Stein.
"Warum hetzten wir denn so?" fragte unsere Auswandererfreundin, während ich wegen einer hinterhältige Bodenwelle ins stolpern geriet. . "Der Schulleiter ist heute zu Besuch." klärte meine liebe Freundin sie auf. "Und wenn wir zu spät kommen, dann..."-"Apokalypse." vollendete ich ihren Satz und fand langsam mein Gleichgewicht wieder. "Ja, dann los!" sagend legte sie ein wahnsins Tempo vor und auch meine liebe Freundin legte einen Gang zu. "Wartet auf mich!" rief ich, immernoch bemüht nicht zu stolpern. - Heute war mein Gleichgewichtssinn im Urlaub. Zum Glück tauchte der Umriss unserer Turnhalle bereits in der sengenden Sonne auf.
"Und nächste Stunde lesen wir dann eine Liebesgeschichte." - "Naain." stöhnte ich auf, während alle anderen sich darüber zu freuen schienen. "Du freust dich aber nicht darüber." meinte mein Banknachbar trocken. Nee, ich freue mich wahnsinnig, kann meine Freude aber nicht richtig ausdrücken. Fiehl mir der passende, sarkastische Kommentar ein, doch als ich das immer noch gerötete Auge des Propheten sah, verkniff ich mir den Kommentar. "Tut mir nochmal Leid wegen vorhin." sagte ich stattdessen und begann meinen Ranzen zu packen. "Geht schon." Sieht aber nicht so aus... Ich hatte ihm während der Englischstunde ausversehen ins Auge gefasst. Jeder der sich hier- völlig zurecht- fragt wie das gehen kann, hat wohl noch nie neben dem Propheten gesessen.
"Mist, es regnet." meinte die liebe Freundin als wir zum zweiten mal zu Turnhalle laufen wollten. "Kein Problem! Ich habe einen Schirm!" sagte ich und versuchte so zu klingen wie die Verkäufer auf den Homeshoppingkanälen, die versuchen die Einsatzbereiche völlig sinnloser und überteuerter Produkte zu verdeutlichen. Es gelang mir nicht.
So quetschten wir drei uns also unter meinen kleinen roten Schirm und versuchten möglichst nicht nass zu werden. "Hey, das ist aber mein Schirm!" kommentierte ich den Versuch des Propheten mir den Schirm aus der Hand zu reißen."Na und?" entgegnete er trotzig. Auf den fragenden Blick meiner lieben Freundin erklärte ich: "Er bricht heute gern Streit vom Zaun." -"Ach,das hast du gesagt als du mir in Auge gefasst hast. Ich dachte schon das irgendwer Namens Streit an den Zaun kotzt..." verwundert sahen wir ihn an. Ich hatte zwar erst vor einigen Tagen statt "Madrid" "England" gelesen, aber so etwas war mir dann doch noch nicht passiert. "Weißt du... Es gibt Leute mit denen selbst ich mich nicht anlegen würde - und du weißt das ich oft Leute vor den Kopf stoße." sagte ich noch etwas zum letzten Thema, während um uns herum der Weltuntergang eingeläutet wurde. So schön vorhin die Sonne strahlte, so heftig trafen nun Regentropfen unser kleines Schirmchen und der Wind zerrte an allem das nicht niet und nagelfest war. Die Wolken waren genauso schwarz wie der Asphalt unter unseren Füßen, als unser Sportlehrer aus dem sicheren Eingang der Halle heraus in den strömenden Regen trat und uns etwas völlig unverständliches zu rief. "Und, welche Leute sind das mit denen selbst du dich nicht anlegen würdest?" Die Neugier des Propheten siegte schließlich doch. "Ach..." lachte meine liebe Freundin auf. Ein sehr irreales Geräusch, während um uns herum die Welt unterging. "Leute die mich genug verängstigen." - "Oder beeindrucken." fügte sie hinzu. Offenbar hatte er jedoch mehr auf ein paar Namen gehofft, denn er drehte sich etwas enttäuscht von mir weg. Nun gestattete ich mir ein leises Lachen, als ich den berühmten Silberstreif am Horizont erkannte.
Tatsächlich war es dort, weit, weit weg von all den schwarzen Wolken und dem Sturm. Hell und klar konnte man schon fast den blauen Himmel erkennen.
"Wo bleibt ihr drei Pappnasen denn?!"
rief unser Lehrer wieder und lachend beschleunigten wir unsere Schritte.
Ich hasse Fernbeziehungen... Kühlschrank du kommst in mein Zimmer !
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