Donnerstag, 30. August 2012

Böse Überraschung

Ich zog die Kopfhörer aus meinen Ohren, wiegte mein Päckchen noch einmal in der Hand und riss grinsend die Tür auf. In wenigen Schritten hatte ich die Vorhalle durchquert und das Grinsen fiel von meinem Gesicht wie schlechter Nagellack. "Hey, Brötchen!"
Nein. Nein, das stimmt nicht.
"Hallo." Ich rang mir ein mühsames Lächeln ab. Was zu Hölle machte er denn hier?! Ein gutes Beispiel für schlechtes Timing, das ich ausgerechnet jetzt kam. Ein paar Minuten später und er wäre sich sicher schon wieder weg gewesen. Mist.
"Was ist denn? Du guckst so komisch." fragte man(n) mich mit einem beunruhigend vertrauten Unterton. "Ähhmm... ich übelege nur welches Buch ich mir ausleihen wollte." Ich stolperte in die mir so vertrauen Räume der Bibliothek, wo der Buchgeruch mich zumindest ein wenig beruhigte. Warmes Licht fiel durch die zahlreichen Fenster und tauchte sowohl Menschen als auch Bücher in einen warmen Glanz. "Ich denke da kann ich dir helfen. Weißt du noch um was es da ging?" Nunmehr sehr beunruhigt wandte ich mich von der vertrauten Umgebung an und musterte ihn skeptisch. Das war ja sogar für seine Verhältnisse eine äußerst merkwürdige Frage.
"Ich arbeite jetzt hier." erklärte er kurz.
Was?! Nein.
Nein. Das war jetzt ein ganz ganz schlechter Scherz. Er kann doch nicht..... NEIN!
"Was?" ich hoffte inständig das er meine etwas zu hohe Stimme das Freude interpretierte.
Ihn hier, an meinem liebsten Rückzugsort, konnte ich weniger als garnicht gebrauchen. Diejenigen die keine Bücher mögen werden es nicht verstehen, aber Bücher sind der einzige Weg um in 2 Welten gleichzeig zu sein. Man bleibt hier und ist doch in Gedanken in einer ganz anderen Welt.- Oder wie ein weiser Mann einst sagte:

Lesen ist träumen mit offenen Augen.

Das mir an unserer Bibliothek also durchaus viel liegt, dürfte auf der Hand liegen. Wo sonst bekommt man die Möglichkein in so viele Welten eintauchen zu können? Wo sonst liegen düstere Morde und kitschige Liebesgeschichten nur Meter von einander entfernt?
Und nun sollte er immer hier sein? Er, dem ich schon so viele exstremst seltsame Momente und viel zu viele Witze auf meine kosten zu verdanken habe? Doch zum Glück kam beides ja nur bei unseren ziemlich seltenen Treffen vor. Bei unseren bis jetzt seltenen Treffen, korrigierte ich mich. Denn nun würden wir uns zweifellos öfter sehen als mir lieb ist.
Ohwei, das würde auf die Dauer nicht gut gehen. So etwas ging nie gut.
 "Du warst lange weg, was?" versuchte er zu Scherzen, was mir aber lediglich ein müdes Lächeln abrang. Ich schaute zum Ausgang, der keine 2 m entfernt war. Ich könnte ja...
"Hallo Brötchen!" begrüßte mich die Bibliotheksfrau und jeglicher Fluchtgedanke war im Keim erstickt. Nein, es gab einige wenige Orte von denen ich mich einfach nicht vertreiben ließ. Die heiligen Hallen der Literatur gehörten dazu. "Hallo." lächelte ich zurück. "Kannst du mir bitte beim einscannen helfen?" fragte sie ihn und rettet mich damit. Zumindest vorerst. Fluchtartig zog ich mich in eine der hinteren Ecken zurück. Vampirbücher. Nicht das ich Lust auf ein weiteres Twighlight-Remake gehabt hätte, aber die Lage des Bücherregals war einfach günstig. "Uff.." schwer atmete ich aus.
Ja, ich war wirklich sehr lang weg gewesen. Wahrscheinlich sogar zu lang. Ich habe eben kein Leben aus dem man einfach 5 Wochen aussteigen kann ohne das sich etwas entscheidend ändert.


Liebe geht durch den Magen. Kaliber 50 aber auch...

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